![[Eine gemalte Karte des Merheimer Bruchs]](./grafik/810-Bruch.png)
Der Merheimer Bruch
Die rechtsrheinische Niederterrasse bildete nach der letzten Eiszeit in den vielen ehemaligen eiszeitlichen Flussschleifen des Rheins eine Auenlandschaft mit Seen, Tümpeln, Sümpfen und Feuchtgebieten, die auch Bruch genannt wird. Einer dieser ehemaligen Rheinrinnen zieht sich sich über Brück, Merheim und Buchheim hin und wurde vom Bruch- und Flehbach, sowie dem Grundwasser der Mittelterrasse gespeist.
Schon die Jäger und Sammler des Mesolithikums (im Rheinland etwa zwischen ~8000 – 5500 v. Chr.) wurden von dem Reichtum an Fischen, Wasservögeln und sonstigem Wild im Merheimer Bruch angezogen, was von Funden nördlich der Fliehburg und am Hardthof in Dellbrück belegt wird. Auch die Angehörigen der sesshaften Michelsberger Kultur (4400 – 3500 v. Chr.) und die Menschen der Hallstattzeit (700 – 500 v.Chr.), die auf der Fliehburg siedelten, werden ihn ebenfalls als Jagdgebiet geschätzt haben. Das taten mit Sicherheit auch die Franken, die im späten 6. Jahrhundert n. Chr. am Rande des Bruchs mit dem Fronhof die Keimzelle des Dorfes Merheim errichteten.
Den Namen Merheim verdanken wir ebenfalls dem Bruch. Er setzt sich aus Mer (mer, mar, maar bedeutet Sumpf, Moor, Weiher, Feuchtgebiet) und -heim (Siedlung, Ansitz, Wohnort, Heimat) zusammen, also etwa "Heim am Sumpf".
Wie der Bruch genutzt wurde
Die Weiden und Binsen nutzten Handwerker wie die Korb-und Mattenflechter. Schilf diente zum Dachdecken oder als Streu für das Vieh, viele Bauern bemühten sich daher um einen Schilfpachtvertrag der Gemeinde. Zu Sträußen gebundene Wasser-Schwertlilien wurden verkauft und auch Torf gestochen. Der Fischbestand im Merheimer Bruch war so reich, das die Fischerei verpachtet werden konnte.

Wenn im Winter die Wasserfläche im Bruch zu gefroren war, kamen die Schlittschuhläufer der Umgebung in Massen nach Merheim. Bäcker und Metzger verkauften belegte Brote, heiße Getränke und Würstchen auf der Eisfläche. Nach dem Vergnügen wärmte man sich im ahle Kohberg oder in anderen Wirtschaften wieder auf. Wenn am Ende des Winters das Eis brach, luden es die Merheimer auf Fuhrwerke und verkauften das Eis an Brauereien, die es in sogenannte Eiskeller einlagerten.
Die Trockenlegung des Merheimer Bruchs
In den Jahren 1859 – 1861 wurden mit der Tieferlegung des Faul-, Fleh- und Bruch-Bachs die ersten Maßnahmen getroffen, den Merheimer Bruch als Seuchenherd trocken zu legen. 1853 erkrankten beispielsweise in Merheim 30% der Einwohner an dem "Wechselfiebers" (eine Art Malaria). Die Maßnahmen blieben aber unzureichend.
Anfang des 20. Jahrhunderts planten die Merheimer den Bruch mit den Schuttmassen der Chemischen Fabrik Kalk aufzufüllen und in Ackerland zu verwandeln. Obwohl die Fabrik sogar für die Entsorgung des Schutts zahlen wollte, konnte man sich glücklicherweise nicht einigen.
Nach den jährlichen Überschwemmungen des Bruchs stanken die Überreste
weiter "zum Himmel"; diese Gerüche wurden für das Fieber
verantwortlich gemacht. Noch 1910 hieß es im Bürgerbuch der
Bürgermeisterei Merheim: Die davon zurückbleibende Feuchtigkeit
verursachte üble Ausdünstungen, worauf das früher alljährlich in Merheim,
Brück und Umgebung auftretende kalte Fieber zurückgeführt wird
.
Die Mückenplage – die eigentliche Ursache des Fiebers – wurde erst in den Jahren 1935 – 1936 bei dem erneuten Versuch endgültig beseitigt, den Bruch urbar zu machen. Dies wurde durch die Höherlegung und Auskleidung des Flehbaches mit Zementplatten, sowie weitere Entwässerungsgräben und -Rohre erreicht.
Der Merheimer Bruch ist heute als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen:
Das geschützte Gebiet ist ein Lebensraum von regionaler Bedeutung für bedrohte Pflanzen- und Tierarten der Feuchtgebiete. Das strukturreiche, durch Feuchtwiesen, den Flehbach, Kopfweiden, Ufergehölze, Hochstaudensäume und die artenreichen Böschungen der Fliehburg geprägte Gebiet ist auch von besonderem Wert für Höhlenbrüter und Wiesenvögel. Der innere Bereich der denkmalgeschützten Fliehburg wird derzeit ackerbaulich genutzt. Der engräumige Wechsel unterschiedlicher Biotoptypen bedingt den besonderen Artenreichtum des Geländes.
Liste der geschützten Landschaftsbestandteile in Köln (Abschnitt LB8.05)
Die Stadt Köln plant in Zukunft die Renaturierung des Flehbachs im Bereich des Brück-Merheimer Bruchs, um vielfältige Lebensräume durch strukturelle Vielfalt im Gewässerverlauf, sowie natürliche Hochwasserrückhalteräume zu schaffen und gleichzeitig die Grünanlagen optisch aufzuwerten.