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[Fliehburg]
Im Mittelalter wurde die damalige Halbinsel (gelb) zur besseren Verteidigung durch einen fast 100 Meter langen und knapp 30 Meter breiten Graben (grün) vom Festland abgeschnitten. Nur ein 10 Meter breiter Zugang (rot) blieb bestehen.

Die Fliehburg

Auch Flehburg genannt. Die rechtsrheinische Niederterrasse bildete nach der letzten Eiszeit in den vielen ehemaligen eiszeitlichen Flussschleifen des Rheins eine Auenlandschaft mit Seen, Tümpeln, Sümpfen und Feuchtgebieten. Diese wurden von den Bächen und vom Grundwasser der Mitteltrasse gespeist. Einer dieser ehemaligen Rheinrinnen zieht sich über Brück, Merheim und Buchheim hin. Dort liegt auf einem hochwassersicheren Geländesporn in dem heute trocken gelegten Feuchtgebiet – dem Merheimer Bruch – die sogenannte "Fliehburg".

Etwa 400 Meter lang und knapp 100 Meter breit, von drei Seiten von Sumpf umgeben, war die Halbinsel nicht nur hochwassersicher, sondern auch leicht zu verteidigen. Da sich der umgebene Bruch hervorragend zum fischen und jagen eignete, wurde er schon früh von Menschen aufgesucht. Nördlich der Fliehburg wurden Belege aus dem Mesolithikum (8000 – 5000 v.Chr.) gefunden.

1972 wurden die vorzeitlichen Siedlungsspuren und die mittelalterliche Verteidigungsanlage archäologisch untersucht. Es wurde im Innenraum der Fliehburg eine Siedlung der Michelsberger Kultur (4400 – 3500 v. Chr.) durch Steinwerkzeuge, darunter ein Feuersteinbeil, sowie 21 Pfostenlöcher und Abfallgruben belegt. Die wenigen keramischen Lesefunde sind aus der Hallstattzeit (700 – 500 v.Chr.).
Die früh- oder hochmitteralterliche Verteidigungsanlage, die der Insel ihren Namen gegeben hat, ist wohl im Zusammenhang mit dem etwa 350 Meter entfernten Fronhof zu sehen. Aber der Graben war gerade mal 2,20 – 2,40 Meter tief, das Wasser stand also wenig mehr als 1 Meter hoch. Auch wiesen der innen liegende Wall aus dem Grabenaushub keine Spuren eines Mauerkerns oder einer Holzpalisade auf. Man geht daher davon aus, das diese Anlage unfertig geblieben ist.

In den dreissiger Jahren wurde der östliche Teil der Fliehburg als Müllkippe benutzt. Heute ist sie - zusammen mit dem Merheimer Bruch – denkmalgeschützt und als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen:

Das geschützte Gebiet ist ein Lebensraum von regionaler Bedeutung für bedrohte Pflanzen- und Tierarten der Feuchtgebiete. Das strukturreiche, durch Feuchtwiesen, den Flehbach, Kopfweiden, Ufergehölze, Hochstaudensäume und die artenreichen Böschungen der Fliehburg geprägte Gebiet ist auch von besonderem Wert für Höhlenbrüter und Wiesenvögel. Der innere Bereich der denkmalgeschützten Fliehburg wird derzeit ackerbaulich genutzt. Der engräumige Wechsel unterschiedlicher Biotoptypen bedingt den besonderen Artenreichtum des Geländes.
Liste der geschützten Landschaftsbestandteile in Köln (Abschnitt LB8.05)

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